Das Königreich Marokko erstreckt sich auf einer Fläche von 710.000 Quadratkilometern im äußersten Nord-Westen des afrikanischen Kontinents. Im Osten grenzt Marokko an Algerien und im Süden an Mauretanien.
Marokkos Hauptstadt ist Rabatund wird von 1,8 Millionen Menschen (mit Salé zusammen rund 2 Millionen) bewohnt. Die Gesamtbevölkerung des Landes beträgt nach den letzten Erhebungen 2014 insgesamt knapp 34 Millionen Einwohner. Das Land ist in 16 Regionen unterteilt – diese wiederum in 65 Provinzen.
Im Vergleich mit anderen afrikanischen Staaten ist Marokko flächenmäßig kein großes Land, in seiner Oberflächenform zeigt es jedoch ein überaus wechselvolles Bild. Im Wesentlichen lassen sich folgende natürliche Einheiten unterscheiden: die Küstenregionen im Norden und Westen; die atlantische Region mit der Marokkanischen Meseta; die Bergregion mit dem Hohen und Mittleren Atlas und dem Rifgebirge; schließlich die transmontane Region mit den Plateaus im nordöstlichen Grenzgebiet, dem Antiatlas und den Beckenlandschaften im Randbereich derSahara.
Mit einer Küstenlänge von 3446 Kilometern verschafft sich das Land eine enorm-maritime Fassade, und somit eine vorteilhafte geografische Position in der Region. Im Norden erstreckt sich die Mittelmeerküste von Saïda bis Cap Spartel mit 512 Kilometern – an der westlichen Atlantikküste von Cap Spartel bis Lagouira kommt es auf eine Küstenlänge von 2934 Kilometern. Die Mittelmeerküste ist überwiegend steil und felsig und weist viele Kaps und Buchten auf. Dagegen ist die Atlantikküste eine flache und kaum gegliederte Ausgleichsküste mit starkem Sandtransport und deshalb nur schlecht für Häfen geeignet. Von der Küste weiter ins landesinnere steigt das Gelände auf etwa 450 Höhenmeter an und wird zum zentralen Teil der Marokkanischen Meseta, einer weiten Tafellandschaft, welche auch als Binnenmeseta oder Hochebene von Marrakesch bezeichnet wird.
und weit gezogenen Küstenebenen wird das Land größtenteils von hohen Bergen dominiert, unter denen auch nicht wenige 4000er sind. Marokkos Relief besteht im Grunde aus 4 Hauptgebirgsketten: Rif-Gebirge, Mittel-Atlas, Hoher-Atlas und Anti-Atlas.
Das Rif-Gebirge befindet sich im Norden des Landes und verläuft entlang der Mittelmeerküste. Die höchste Erhebung des Gebirges ist der Djebel Tidigghine mit 2456 Meter Höhe. Im Durchschnitt steigen die Erhebungen dieser Gebirgskette auf eine Höhe von 1000 Meter. Die höchste Erhebung des Mittel-Atlas ist der Bou Naceur mit 3354 Meter. Das Gebirge befindet sich im Landeszentrum – südöstlich der Königsstädte Meknes und Fès und geht in den Hohe-Atlas über. In den Bergen des Mittel-Atlas befinden sich viele Wasserläufe oder Wadi, welche je nach Klimabedingung und Jahreszeit Wasser führen oder ausgetrocknet sind. In diesem Gebirge befindet sich auch der Alguelmane Sidi Ali – der größte Bergsee Marokkos.
Der Hohe-Atlas erstreckt sich mit einer Länge
von bis zu 750 Kilometer bis weit über die Grenzen Algeriens. Mit 4165 Meter ist der Djebel
Toubkal der höchste Berg. Im gesamten Gebiet dieses Gebirges können unterschiedliche
Klimatypen – je nach geografischer Lage, ausgemacht werden. Diese reichen vom
Mittelmeerklima in den nördlichen und westlichen Regionen, über ein im Sommer heißes und
im Winter sehr kaltes Kontinentalklima im Landesinneren bis hin zu einem extrem trocken-
heißen Wüstenklima im Osten und Süden des Landes. Südlich des Hohen-Atlas grenzt das
Gebirge des Anti-Atlas an, welches weiter in Richtung Süden an Höhe abnimmt und langsam
in die trocken-heißen Wüstengegenden übergeht. Seine östliche Fortsetzung ist der Jabal
Saghro sowie der südlich parallel ziehende Jabal Bani.
Durch seine Lage im Nordosten Afrikas, verfügt Marokko über mehrere Klimazonen. Diese reichen von den Höhenlagen des Atlas über die Ausläufer der Sahara bis hin zu den fruchtbaren Tiefebenen und zur sehr angenehmen Atlantikküste. Im Atlasgebirge und seinen Ausläufern ist, je nach Jahreszeit, mit frühlingshaften bis winterlichen Bedingungen zu rechnen. Hier herrschen Temperaturen zwischen 5 °C (nachts) und 25 °C (tags). In den tiefergelegenen Gebieten der Sahara herrscht dagegen ein typisches Wüstenklima. Das bedeutet tagsüber ist es warm und sonnig; nachts kühlt es deutlich ab bei einer insgesamt sehr niedrigen Luftfeuchtigkeit. An den Küsten ist mit ähnlichen Temperaturen zu rechnen, welche allerdings durch mehr oder weniger starken Wind etwas abgeschwächt werden.
Marokko besitzt trotz seiner oft sehr kargen Landschaft eine reiche Fauna und vielfältige Flora. Von den Küstengebieten bis hin zu den ersten Ausläufern des Atlasgebirges herrscht eine Vegetation mittelmeerischen Typs: in flachen Ebenen entwickeln sich Korkeichen, Olivenbäume, Jujuben und auch Arganien. Die etwas regenreicheren Gebirgsareale sind von Zeder, Wacholder, Steineiche und verschiedenen Alpenpflanzen bedeckt. Dornbüsche, Beifuss und Gräser prägen das vegetative Bild der inneren Seiten des Atlasgebirges, an dessen Fuß und Hängen sich unterschiedliche Typen von Dattelpalmen entwickelt haben. Die Wüstenregionen im Süden hingegen sind mit einigen Palmenoasen bestückt.
Die Tierwelt Marokkos liest sich natürlich nicht so spannend wie die im südlichen Afrika. Jedoch gibt es in Marokko eine Vielzahl seltener Vogelarten, wie Weiße Raben, Steinadler, Flamingos, Reiher und Störche. In den Meeresregionen des Atlantik und Mittelmeeres haben Delphine, Seehunde, Seeschildkröten und viele andere Fischarten ihren Lebensraum.
Die Geschichte Marokkos im Sinne einer Geschichte der Gattung Homo („Mensch“) reicht etwa eine Million Jahre zurück. Der Homo erectus lässt sich für die Zeit vor 700.000 Jahren nachweisen, der anatomisch moderne Mensch spätestens vor 145.000 Jahren. Während im Rif Landbebauung für das 6. Jahrtausend v. Chr. nachgewiesen werden konnte, drang die produzierende Wirtschaftsweise nur langsam gegen die aneignende der Jäger, Sammler und Fischer vor. Auf die Kultur des Capsien (ab 8000 v. Chr.) gehen möglicherweise die Berber (Imazighen) zurück.
Die Phönizier prägten ab dem frühen 1. Jahrtausend v. Chr. zunehmend die Berberkulturen, wobei sich Karthago als führende Stadt im östlichen Maghreb durchsetzte. Cádiz unterhielt ab dem 7. Jahrhundert v. Chr. eine Handelsstation auf Mogador. Karthago expandierte ab Mitte des 5. Jahrhunderts westwärts bis an den Atlantik, wo Stützpunkte entstanden. Während des Konflikts zwischen Karthago und Rom entstanden im Maghreb die Reiche der Massyler, der Masaesyler und das Königreich Mauretanien, das Rom ab 40 n. Chr. annektierte. Die Südgrenze der römischen Provinz wurde durch eine Kette von Befestigungen gesichert, den Limes Mauretaniae. Bis auf wenige Küstenstädte ging die Provinz Mauretania Tingitana bereits Ende des 3. Jahrhunderts verloren.
Die Christianisierung setzte im 2. Jahrhundert ein. Auch einige Berbergruppen übernahmen viele Aspekte der römischen Kultur, darunter die Religionen. Neben der christlichen breitete sich auch die jüdische Religion aus. 429/435 besetzten Vandalen die Provinzen Numidiens.
Als Arianer bekämpften sie die bisher dominierende Kirche, während die Berber weite Gebiete besetzen konnten und eine eigene Stammeskultur entwickelten. 533 begann Ostrom das Vandalenreich zurückzuerobern, wobei die Berber in wechselnden Koalitionen eigenständige Herrschaftsgebiete aufbauten. In der Provinz Tingitana konnte Ostrom nur noch im äußersten Norden Fuß fassen.
Ab 664 begann die arabische Eroberung des Maghreb. Die Berber wehrten sich anfangs vehement, doch fanden sie schließlich in einer islamischen Rechtsschule eine Heimat, die ihnen die Gleichstellung mit den Arabern zusicherte. Andererseits forderten diese Charidschiten größere Unabhängigkeit und so begannen um 740 Aufstände, die zunächst von den Armeen der Umayyaden und der Abbasiden unterdrückt wurden. Doch um 800 bestanden bereits drei große Reiche im Maghreb.
Die übergreifenden Stammesgruppen der Berber waren zunächst die sesshaften Masmuda,dann die Zanāta, die später nach Marokko abgedrängt wurden, sowie die Ṣanhāǧa im Mittleren Atlas und weiter im Süden, aber auch im östlichen Algerien. Sie bildeten eine wichtige Stütze für den Aufstieg der Fatimiden. Diese waren Schiiten, sie verlegten jedoch ihren Reichsschwerpunkt 972 nach Ägypten. Nun machten sich Ziriden und Hammadiden unabhängig. Im Gegenzug schickten die Fatimiden mit den Banū Hilāl arabische Beduinen nach Westen. Das Arabische, bis dahin nur von den städtischen Eliten und am Hof gesprochen, beeinflusste nun zunehmend die Berbersprachen. Die Islamisierung wurde verstärkt, das Christentum verschwand.
Die Almoraviden stellten das zerbrochene Stammesbündnis der Ṣanhāǧa in der westlichen Sahara wieder her und eroberten den westlichen Maghreb und damit auch Marokko, aber auch weite Teile Westafrikas und der iberischen Halbinsel (bis 1147). Sie wurden von den Almohaden abgelöst, die den gesamten Maghreb eroberten und gleichfalls bis nach Andalusien vorstießen. Die bis dahin einflussreichen, von den nun vorherrschenden Sunniten als häretisch betrachteten, aber bei den Berbern dominierenden Richtungen des Islams verschwanden weitgehend im 12. und 13. Jahrhundert.
Mit dem Zusammenbruch des Almohadenreichs 1235 eroberten die marokkanischen Meriniden zeitweise Algeriens Norden und Tunesien. Dabei mischten sich zunehmend iberische Mächte ein, sowohl muslimische als auch christliche. Mit dem Fall Granadas und der Gründung Spaniens (1492) kam eine der beiden Großmächte ins Spiel, die im 16., 17. und 18. Jahrhundert das westliche Mittelmeer dominierten. Die zweite Großmacht war das Osmanische Reich, das zunächst mittels Piratenflotten den Spaniern Widerstand entgegensetzte und versuchte, Marokko zu unterwerfen. Die Spanier eroberten Stützpunkte an der Küste von Ceuta über Oran und Tunis bis Djerba, die Portugiesen vor allem an der Atlantikküste. 1536 bis 1587 verbündeten sich Frankreich und das Osmanenreich gegen die Habsburger, die inzwischen das römisch-deutsche Reich und Spanien gleichermaßen regierten. 1578 scheiterte ein gewaltsamer Vorstoß Portugals in der Schlacht der drei Könige bei al-Qaṣr al-Kabīr. Der Höhepunkt der Kämpfe zwischen den Großmächten war bereits mit dem Waffenstillstand von 1580 und schließlich dem Frieden von 1604 zwischen Habsburgern und Osmanen überschritten. Unter den Saadiern wurde Marokko zu einer eigenständigen Macht, die sich als einziger arabischer Staat erfolgreich gegen die Osmanen behauptete. Zeitweise expandierte Marokko bis zum Niger, jedoch spaltete sich das Land nach 1603.
Ab 1492 kamen zahlreiche vertriebene Juden aus dem Habsburgerreich nach Marokko, die kulturell insbesondere den Norden des Landes stark prägten. Sie nahmen zeitweise erheblichen Einfluss auf die ökonomischen und politischen Außenkontakte der ab den 1660er Jahren dominierenden Alaouiten, die bis heute die Könige stellen und sich auf Mohammed zurückführen. Marokkos Herrscher residierten in verschiedenen Städten, die man heute die vier Königsstädte nennt. Diese sind Fès, Marrakesch, Meknès und Rabat.
Die Kolonialisierung des Nordens und äußersten Südens durch Spanien führte 1893, 1909 und 1921 in drei Kriegen im Rif bis zum Einsatz von Giftgas. Auch Frankreich stieß auf Widerstand, der bis Ende der 1930er Jahre andauerte. Mit dem Vichy-Regime zog zeitweise neben der rassistischen kolonialen Gesetzgebung die judenfeindliche der deutschen Faschisten im Maghreb ein. Charles de Gaulle spielte eine zentrale Rolle beim Sturz des von der amerikanischen Regierung gestützten Regimes.
1956 erlangte Marokko die Unabhängigkeit von Frankreich, der überwiegende Teil der etwa 250.000 Juden verließ das Land. Ab 1975 befreit Marokko die Westsahara von der spanische Kolonialisierung. Mit der schrittweisen Demokratisierung wurden Parlamentswahlen für November 1997 beschlossen, die die linke Opposition gewann. Ab 2002 regierte eine Mitte-rechts-Koalition. Eine islamistische Partei errang 2011 107 von 395 Sitzen und wurde damit stärkste Partei.
Marokko ist eine konstitutionelle Monarchie, die von König Mohammed VI. als weltliches und geistliches Staatsoberhaupt regiert wird. Neben der höchsten staatlichen Kontrolle hat er auch die höchste Position der Geistlichen inne und ist zudem der Oberbefehlshaber der marokkanischen Streitkräfte. Er ist sowohl für die Ernennung des Kabinetts und seiner Mitglieder sowie des Ministerpräsidenten zuständig, kann aber auch jederzeit das Parlament auflösen und Neuwahlen ausschreiben, wenn er es als nötig befindet. Im Gegensatz zu anderen europäischen Monarchen hat der marokkanische König weitergehende Kompetenzen, wobei jedoch in der Praxis der jeweilige Ministerpräsident die politischen Tagesgeschäfte führt.
Marokko verfügt seit der Verfassungsreform von 1996 über ein parlamentarisches Zweikammersystem aus Nationalversammlung und Senat, was dem typisch europäischen Muster nachempfunden ist. Die Nationalversammlung besteht aus 325 gewählten Mitgliedern, welche alle fünf Jahre direkt gewählt werden. In der
Nationalversammlung sind 30 Sitze nur für Frauen reserviert. Die Nationalversammlung kann dem Ministerpräsidenten mit einer Zweidrittelmehrheit das Misstrauen aussprechen. Der Senat besteht aus 270 Mitgliedern, die alle neun Jahre indirekt gewählt werden. Die vom Parlament verabschiedeten Gesetze bedürfen der Zustimmung des Monarchen. Dieser kann auch Gesetze zur Volksabstimmung vorlegen.
Die Judikative in Marokko orientiert sich stark an dem französischen Vorbild des Rechtswesens. Allerdings gilt im Familien- und Erbrecht das islamische Recht die Moudawana, die europäisches Zivilrecht enthält und auf die Schari’a-Gesetze des sunnitischen Islam zurückgeht.
Im Rechtssystem für Nicht-Muslime gibt es Sonderregelungen im Rechtssystem: für Juden gilt beispielsweise das talmudische Recht. Der Oberste Gerichtshof des Staates befindet sich in der Hauptstadt Rabat. Seine Richter werden vom König persönlich ernannt und können jederzeit von diesem auch wieder abgesetzt werden.
Marokkos Bevölkerung besteht aus knapp 34 Millionen Menschen, die zum größten Teil am nördlichen Küstenstreifen sowie nordwestlich des Atlas-Gebirges leben. Marokkos ursprüngliche Bevölkerung – wie auch die Tunesiens, Algeriens und vieler anderer Nationalstaaten Nordafrikas, sind Berber. Sie besiedelten die Region des heutigen Königreiches vor rund 2000 Jahren vor Christus und viele Berberstämme leben heute noch als Halbnomaden oder Ackerbauern in den Bergregionen des Landes. Neben den Berbern leben vor allem Araber in Marokko, welche in verschiedenen Einwanderungswellen in das Land kamen und zum Teil die vorgefundene Bevölkerung assimilierten. Die heutigen Araber leben meist in den großen Städten. Ebenfalls gibt es eine schwarze Minderheit – die so genannten Gnawa oder Haratin. Ihre Ankunft geht auf die Sklaverei des 11. Jahrhunderts zurück. Weiterhin leben rund 100.000 Ausländer im Land, welche meist aus Spanien oder Frankreich stammen.
Die ethnische Bezeichnung für Berber scheint eher eine Fremdbezeichnung von Händlern und Eroberern zu sein, als eine Eigenbezeichnungür Volk oder Sprache. Dem latainischen barbari, dem griechischen barabaroi oder dem arabischen barbar entlehnt, stand Berber meist für die barbarische Bevölkerung Nordafrikas – vom Nil bis zur Atlantikküste. Die ethnische Gruppe der Berber darf nicht als eine homogene Gruppe mit einer Sprache und Kultur angesehen werden. Allein in Marokko existieren mehrere unterschiedliche Sprachgruppen der afroasiatischen Berbersprache mit weiterhin sehr vielen Untersprachgruppen und Dialekten. Die Sprache der Berber wird allein innerhalb der Familie weitergegeben – das Erlernen einer Berbersprache in der Schule ist nicht erwünscht.
Nur rund ein Fünftel der Marokkaner sind arabisch stämmig, die restlichen vier Fünftel sind Berber. Allerdings sind genaue Daten
schwer zu bestimmen, da durch die Vermischung mit der arabischen Bevölkerung und die
Arabisierungsmaßnamen der postkolonialen Zeit Kultur und Sprache der Berber
zurückgedrängt wurden. Vor mehr als 1000 Jahren eroberten Beduinenstämme von der
Arabischen Halbinsel aus riesige Gebiete in Nordafrika und Asien. Im Rahmen dieser
Ausbreitung des Islams im achten Jahrhundert eroberten arabische Truppen die Region. Sie
waren von nun an die wichtigste Kraft für die kulturelle Entwicklung des Landes. Ihre Paläste
und Moscheen gehören heute zu den imposantesten Bauten Marokkos. Auch wenn die Berber
im Landesinneren ihre kulturelle Identität weitgehend behaupten konnten, so haben die
Araber ihnen doch den Islam gebracht, zu dem sich heute 99 Prozent der Marokkaner
bekennen.
Bei den Haratin handelt es sich um freigelassene Sklaven, welche aufgrund ihrer Herkunft aus dem südlicheren Afrika eine schwarze Hautfarbe besitzen. Haratin (Singular: Hartani) ist ein vieldeutiger Begriff, der vor allem im gesamten arabophonen Bereich der Sahara und des Sahel Oasenbauern bezeichnet, die in Abhängigkeit zu einem Nomadenherren stehen. Diesem gehörten die Pflanzungen, Felder und Palmenoasen in denen die Haratin zu arbeiten hatten – einem Feudalverhältnis recht ähnlich. In Marokko leben Haratin heute vor allem im Süden des Landes – nahe den Grenzregionen zur Westsahara und Mauretanien. Sie haben vor allem das Arabisch als Sprache angenommen und haben sich somit bewusst gegen eine Berbersprache entschieden. Nach wie vor sind Haratin Vorurteilen und Diskriminierungen ausgesetzt (dies aber vor allem in Mauretanien). Allein durch ihre Hautfarbe und unbestimmte Herkunft – bis auf die Zuwanderung als Sklaven ist darüber fast nichts bekannt, werden sie mit einem Alleinstellungsmerkmal stigmatisiert und auch gerne mit den Gnawa „in einen Topf geworfen“.
Auch die Gnawa sind eine ethnische Minderheit der ehemaligen Sklaven südlich der Sahara. Sie unterscheiden sich von den Haratin besonders durch ihre Glaubensvorstellung: die Gnawa verbinden ihrer Herkunft entsprechend Glaubensinhalte des Islam mit vorislamischen Praktiken des subsaharanischen Afrika, besonders aus dem alten Reich Mali. Dabei geht es im Groben um Geistmächte, die von den Menschen Besitz ergreifen können, wenn spezielle Ritualpraktiken hiergegen nicht durchgeführt werden. Dazu gehören vor allem Musik und Tänze, wofür die Gnawa und ihre Musik international bekannt sind. In Essouira findet jährlich ein internationales Gnawa-Musikfestival statt. Beim Festival selbst ist der Weg der Religion aus der Tradition in die Moderne sehr gut nachvollziehbar zu erleben.
In Marokko leben noch ca. 60.000 Ausländer – darunter sind die meisten aus Spanien und Frankreich. Nachdem das Land 1956 von den beiden ehemaligen Protektorats Mächten Spanien und Frankreich in die Unabhängigkeit entlassen und der souveräne Staat Marokko ausgerufen wurde, sind manche der früher in der Verwaltung tätigen Franzosen und Spanier im Land geblieben.
Marokko ist im Besitz immens großer Rohstoffvorkommen an Phosphat (50 % der Weltreserven), Eisen, Salzen, Mangan, Zink und Kobalt; aber auch von Kupfer, Erdöl und Erdgas. Darüber hinaus verfügt das Land über große Wasserressourcen sowie über ein für die Landwirtschaft sehr günstiges Klima.
Vor allem durch infrastrukturelle Vernachlässigung im ländlichen Gegenden hat in den letzten Jahrzehnten eine sehr starke Landflucht stattgefunden, welche in der urbanen Umgebungen zu starke Baracken-Viertel geführt hat und eine hohe Arbeitslosenquote auslöste.
Die Landwirtschaft ist allerdings weiterhin, trotz unregelmäßiger klimatischer Bedingungen, mit fast 45 % aller Berufstätigen der größte
Beschäftigungsbereich des Landes. Fast 20 % der Landesfläche, meist in den westlichen und
nordwestlichen Gebieten, werden für den Ackerbau benutzt. Hinzu kommen weitere
Bebauungspläne in anderen Landesteilen, welche allerdings mit bisher unrealisierten
Staudammprojekten und anderen Bewässerungsmaßnahmen einhergehen. Die
landwirtschaftliche Produktion setzte vor allem auf Getreide, Sonnenblumenkerne,
Zitrusfrüchte, Oliven, Gemüse, Datteln und Tabak. Illegal angebautes Cannabis, dessen
primärer Absatzmarkt sich in Europa befindet, trägt einen erheblichen Teil zur
landwirtschaftlichen Produktion bei. Die Landwirtschaft hat einen Anteil von 15,7 % des BIP.
Der Abbau von Phosphat und der von der Textil- und Nahrungsmittelindustrie dominierte Wirtschaftssektor in den 1960er und 70er Jahren fand unter einer vom Staat geschützten Wirtschaft statt. Die fallenden Weltmarktpreise für den Rohstoff Phosphat trieben das Land in den 1980er Jahren in den Bankrott. Durch die wirtschaftliche Öffnung des Landes, vor allem nach der Thronbesteigung von Mohammed VI. und der Liberalisierung der inneren und äußeren Märkte, konnte die marokkanische Wirtschaft modernisiert und wieder angekurbelt werden.
Das marokkanische Wirtschaftsvolumen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, was vor allem an der Marktöffnung des Landes sowie an den durch Weltbank und IWF initiierten Strukturanpassungsmaßnahmen lag. Durch die Verhandlung von Freihandelszonen mit der EU und den USA konnte ein Handel ohne Zölle von Industrie- und Konsumgütern ermöglich werden. Die Abkommen sollen sich in den nächsten Jahren aber noch auf weitere Sektoren ausweiten. Der Industriesektor stellt heute einen Anteil von 30,1 % des BIP
Die ökonomischen Zukunftsbereiche bestehen aus der Kraftfahrzeugindustrie und -montage, der pharmachemischen Industrie, Elektrotechnik und der Luftfahrtindustrie.
Ein weiterer wichtiger Wirtschaftssektor Marokkos ist der Bergbau, mit ca. 3% des BIP. Dieser Bereich erzielt bis zu 21 % der Einnahmen aller Exporte und beschäftigt knapp 40000 Personen. Neben dem schon erwähnten Phosphat werden vor allem Erdöl und -gas, sowie Kohle, Erze, Mangan, Nickel und Kupfer abgebaut.
Die Staatsreligion in Marokko ist der Islam. Rund 98,7 % der Bevölkerung sind Muslime, davon 90 % Sunniten der Malikiten Rechtsschule. König Mohammed VI. gilt als Prinz der Gläubigen und damit als Beschützer des Islam.
Ca. 1,1 % der Einwohner bekennen sich zum Christentum und sind meist Katholiken. Nur rund 0,2 % sind Gläubige des Judentums. In Marokko gibt es kaum andere Gotteshäuser als Moscheen. Synagogen und Kirchen sind nicht als große Bauten im Stadtbild erkennbar. Der christliche und jüdische Glaube wird somit meist in kleinen Gruppen oder innerhalb der Familie ausgeübt.